In einen Hof mit Pferden hineingeboren hatte ich von Anfang an den Duft der Pferde in der Nase und meine Kinderaugen waren fasziniert von diesen großen Lebewesen.
Als kleiner Junge habe ich miterlebt wie Pferde als Arbeitskollegen eine Notwendigkeit in Feld und Wald waren. Emotional gesehen waren sie Partner, Freunde, Leidenschaft. Sie mussten ihren Beitrag für den Hof leisten. Mensch und Tier mussten oft an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, doch es ging ruhig zu, der Umgang war natürlich. Die Gesunderhaltung und Leistungsfähigkeit der Pferde hatte Priorität. Probleme mit Pferden waren für mich nicht existent, in meiner Kinder und Jugendzeit war es für mich nicht vorstellbar, dass ein Mensch mit seinem Pferd ein Problem haben könnte. Bei Opa und Vater konnte ich beobachten, dass arbeiten mit Pferden natürlich; also nicht problemorientiert war.
Dies änderte sich erst, als ich in den 80er Jahren anfing selbst Reitstunden zu nehmen, um „anständig reiten zu lernen“. Die theoretische Orientierung holte ich mir in Büchern von Müseler und Podhajsky. Die Liebe zu den Pferden hat mich oft schmerzlich die letzte Losgelassenheit und Harmonie vermissen lassen.
Nun da ich in meiner Kindheit auf die „normale natürliche“ Schiene im Umgang und Arbeiten mit Pferden gebracht war, habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass dies auch beim anspruchsvollen Reiten möglich sein musste.
Gott sei Dank habe ich ab den 90er Jahren, in fast allen Reitweisen über den Koppelzaun schauen können und vieles auch selbst probiert. Die Idee lass dir vom Pferd zeigen was gut ist fürs Reiten wurde immer mehr bestätigt und was am Boden klappt, funktioniert auch im Sattel. So wurde ich aus der Not heraus und von Gottes Gnaden immer mehr zum erfolgreichen Autodidakten. Wäre mir von Anfang an ein guter Lehrmeister gegönnt gewesen, hätte ich mir viel Zeit und Misserfolge sparen können. Doch vermutlich wäre dann auch mein Erfahrungsschatz nicht so breit und das erklären von wann, wie, was, warum würde mir auch nicht so leicht fallen.
Doch bin ich dankbar, dass ich spät, aber nicht zu spät, Menschen getroffen habe, die mir zum Vorbild, zur Inspiration, Ermutigung, Bestätigung geworden sind.
Im wesentlichen haben mir aber die Pferde in 4 Jahrzehnten, über Freizeitreiten – Turnierreiten – Westernreiten – Gangpferdereiten – Zirkus – Klassisch Reiten, Arbeit an der Hand, Problempferdeausbildung, gezeigt, dass der natürlichste Weg der beste ist. Und da passt die klassische Reitkunst, wunderbar hinein. Ja, aus Liebe zum Pferd muss man sich an seiner Natur und der klassischen Reitkunst orientieren. Und was gut ist für das Pferd fällt ja immer auf seinen Besitzer, durch mehr Qualität und Freude in allen Bereichen, zurück.